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Klimawandel, Fake News und die Keltenkatze im Einkaufswagen: Heinzenwies-Abitur wieder Spiegel des Regional- und Weltgeschehens

Der 9. Januar 2020: Für die Abiturientinnen und Abiturienten in Rheinland-Pfalz war dieser Tag im noch jungen Jahr ein ganz besonderer Tag – der erste Tag des schriftlichen Abiturs 2020. Und traditionell begann wie immer das Fach Deutsch – so auch am Gymnasium an der Heinzenwies, wo zwei Deutsch-Leistungskurse zwischen jeweils drei verschiedenen Aufgaben auswählen durften. Zwei Themen hatten die Deutschlehrerinnen gestellt, ein Thema kam als zentrale Aufgabe aus Mainz. Der Artikel aus dem Tages-Anzeiger, der den Schülerinnen und Schülern vom Ministerium vorgelegt wurde, beschäftigte sich mit den Problemen der Political Correctness. Soll zum Beispiel bei Straftätern die Nationalität nicht mehr genannt werden? Dies galt es zu erörtern. Wer sich für diese Aufgabe nicht erwärmen konnte, konnte aber auch am Beispiel von Bölls Katharina Blum den Medieneinfluss auf die Gesellschaft untersuchen oder anhand von Brechts Leben des Galilei der Verantwortung des Physikers für seine Forschungen unter autoritären Bedingungen nachspüren. Aber auch wer es lieber klassisch mochte, kam im Deutsch-Abitur auf seine Kosten: Goethes Gretchen im Vergleich mit anderen literarischen Frauenfiguren oder Goethes Werther im Vergleich mit Lenz‘ Waldbruder waren ebenfalls Themen, die gewählt werden konnten. Im Fach Englisch stand das Ende eines amerikanischen Traums im Mittelpunkt. Ein junger, gut ausgebildeter Mann, der seit seiner Kindheit illegal in den USA lebt, schilderte, wie er trotz seiner Liebe zu Amerika, das er als seine Heimat versteht, unter Trump keine Perspektive mehr für sich sieht. Nachdenklich stimmte auch das Thema in Französisch. In dem Romanauszug von Éric-Emmanuel Schmitt schreibt ein todkranker Junge an Gott. Mit dem Thema, das 2019 durch die „Fridays for future“-Bewegung in aller Munde war, beschäftigte sich eines der Vorschlagsthemen des Erdkunde-Abiturs: dem Klimawandel. Am Beispiel von Murmansk sollten sowohl die Chancen als auch die Risiken untersucht werden, die der Klimawandel für diese Region mit sich bringt. Alternativ konnten sich die Schülerinnen und Schüler aber auch die Frage „Sylt – Ausverkauf einer Insel?“ stellen. Es sollte zum Beispiel analysiert werden, ob es sich beim Tourismus auf Sylt um eine nachhaltige Entwicklung handelt. „Ballon-Fiesta“ – so lautete das vielsprechende erste Thema des Mathematik-Abiturs. Im Bereich der linearen Algebra und der analytischen Geometrie musste den Flugrouten der Ballons beim „Fly In“ auf der Ballon-Fiesta an der Mosel nachgespürt werden. Das zweite zu bearbeitende Mathematik-Thema stammte aus dem Bereich Stochastik: „Mensch ärgere dich nicht“ ist nach Monopoly das Lieblingsspiel der Deutschen. Die Abiturientinnen und Abiturienten sollten sich nun einen Spielverlauf vorstellen, bei dem ein Spieler nur noch ein Feld hat, um ins Haus zu gehen. Jetzt musste berechnet werden, wie viele Würfe mindestens nötig sind, um mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 75% das Spiel danach beendet zu haben. In Geschichte standen die großen Themen des 20. Jahrhunderts auf dem Abiturplan: der Holocaust und der kalte Krieg. Wie reagiert ein Kollektiv, wenn es den Auftrag zum Töten erhält? Wie schwer ist es, als Einzelner aus der Masse herauszutreten und nonkonformes Verhalten zu zeigen? Und schließlich: Könnte der Holocaust heute nicht mehr passieren? - Fragen, die sich einfachen Antworten verschließen und mit denen sich die Historiker zu beschäftigen hatten. Das Problem eskalierender Gewalt in Kriegen, das sowohl aktuell wie auch zeitlos ist, sollte am Ende auch auf weitere Konflikte bezogen werden.

Salz und Zucker – mit diesen beiden Stoffen hatten sich die Abiturientinnen und Abiturienten in einem der beiden Biologie-Leistungskurse auseinanderzusetzen. So musste untersucht werden, wie sich um 1600 auf Jamaika, als die ersten Zuckerrohr-Plantagen angelegt wurden, die Häufigkeit einiger Tierarten änderte. Der Schweiß Mukoviszidose-Erkrankter enthält die sechsfache Kochsalz-Konzentration im Vergleich zu Gesunden. Mit den neuesten Forschungsergebnissen zu dieser Krankheit galt es, sich ebenfalls zu beschäftigen. Im zweiten Biologie-Leistungskurs ging es darum, wie sich Tiere und Pflanzen an die Ökofaktoren Temperatur und Wasserverfügbarkeit anpassen. Ein zweiter Schwerpunkt war hier der Sehsinn.

Stand der Klimawandel, das zurzeit alles beherrschende Thema, schon in Erdkunde auf dem Plan, so kehrte es in Chemie unter neuen Vorzeichen wieder. So ging es in Thema 1 um die Energiewende, um Akkumulatoren als Speicher elektrischer Energie und um Wasserstoff als Energieträger fürs Auto im Vergleich mit dem Elektroauto. In dem Projekt „Die Keltenkatze im Einkauf swagen“ – so auch der ungewöhnliche Titel des zweiten Chemiethemas – hatten sich die Schülerinnen und Schüler des Chemieleistungskurses damit befasst, aus Aluminiumblech gestanzte Einkaufschips mit dem Logo des Nationalparks Hunsrück-Hochwald mittels des Eloxal-Verfahrens einzufärben. Auch ein Film war hierzu gedreht worden. Das angewendete Verfahren wie auch die Analyse organischer Farbstoffe mussten nun eingehender betrachtet werden.

Und nun beginnt die bange Zeit des Wartens: Wie sie abgeschnitten haben, erfahren die Schülerinnen und Schüler erst Anfang März, wenn sie auch ihre Zeugnisse für das Halbjahr 13 erhalten.

(Francesca Schmidt)