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Wer hat Emily French getötet? Theater-AG des Gymnasiums an der Heinzenwies brachte Agatha Christie-Klassiker auf die Bühne

Emily French ist tot. Wer hat die ältere, wohlhabende Engländerin ermordet? Um diese Frage kreiste das neueste Theaterstück  „Zeugin der Anklage“ der Theater-AG am Gymnasium an der Heinzenwies. Unter Leitung von Anne Leib und Thomas Maldener hatten die Schülerinnen und Schüler ein Jahr geprobt, um den Klassiker von Agatha Christie auf die Bühne zu bringen. Vor dem wie immer großartig von Sascha Donsbach gestalteten Bühnenbild entspann sich ein Justizdrama: Der arbeitslose, aber charmante Leonard Vole (Leonie Strukov) wird beschuldigt Emily French ermordet zu haben, um als Alleinerbe an ihr Vermögen zu kommen. Sir Wilfrid Robarts, sein Anwalt, gespielt von Angelina Klaus, gibt sich alle Mühe, seinen Mandanten zu verteidigen. Vor Gericht werden die einzelnen Zeugen gehört: Inspektor Hearne von der Polizei (Tudor Turcan), Clegg von der Spurensicherung (Jana Schneider) und die ehemalige Haushälterin von Emily French Janet Meackenzie (Maria Turcan), die Leonard Vole schwer belastet. Und auch seine eigene, vermeintlich treu ergebene Ehefrau Romaine (Ayush Modi), die, wie sich kurz darauf herausstellt, gar nicht seine Ehefrau ist, widerruft ihr Alibi, das sie Vole zunächst gegeben hatte. Kronanwalt Myers (Anna Hoberg) nimmt die Zeugen auseinander,  nachdem sie von dem Gerichtsdiener (Elina Reinery) vereidigt worden sind. Immer wieder muss der von Thomas Vose lakonisch gespielte Richter Wainwright die beiden sich duellierenden Anwälte zur Ordnung rufen.  Aber es läuft nicht gut für den Angeklagten, eine Verurteilung scheint unausweichlich. Doch nach der Pause, in der sich die Gäste mit Essen und Getränken versorgen konnten, nahm das Stück eine unerwartete Wende. Bei Voles Anwalt Robarts und dessen Gehilfen Mr Mayhew (Alina Pabst) taucht am Abend vor der Urteilsverkündung eine Blondine auf, die ein Bündel Briefe anbietet. In diesen Briefen schildert Romaine, wie sie eine Falschaussage plant, um ihren Mann loszuwerden. Das neue Beweismaterial führt dazu, dass Vole freigesprochen wird. Nach dem Freispruch stellt sich heraus, dass Romaine die Briefe nur fingiert hat, um ihren Mann, den sie immer noch liebt, zu entlasten. Tatsächlich ist Vole zu Unrecht frei gesprochen worden: Er hat Emily French getötet. Als eine junge rothaarige Frau sich als neue Freundin Leonard Voles vorstellt, sieht Romaine ihr Kartenhaus in sich zusammenstürzen, umsonst hat sie die Briefe fingiert, die zu seinem Freispruch führten. In blinder Wut ersticht sie Vole, der Vorhang fällt. In den insgesamt fast drei Stunden auf der Bühne müssen die jungen Akteurinnen und Akteure lange Textpassagen bewältigen, sodass ihnen das Publikum den ein oder anderen Hänger gerne verzeiht. Auch humoristische Passagen fehlen nicht, die die Zuschauer schmunzeln lassen, so z.B. wenn Greta (Johanna Heich), die Sekretärin von Robarts, durch ihre Schusseligkeit, Gerichtsurteile durcheinander bringt. Hervorzuheben ist Ayush Modi, der die Frauenrolle der exzentrischen Romaine, einmal dunkelhaarig und einmal blond als verkleidete Romaine, bravurös meistert. Aber auch Angelina Klaus und Anna Hoberg als Kronanwälte müssen in langen Zeugenvernehmungen und Plädoyers ihr Redetalent unter Beweis stellen, was ihnen sehr gut gelingt. Gabriele Lehnen als Maskenbildnerin ist es wieder gelungen, die einzelnen Charaktere überzeugend zu verwandeln. Keine einfache Aufgabe hatte sich die Theater-AG mit dem Stück ausgesucht, meisterte sie aber überzeugend. Daher gab es am Ende viel wohlverdienten Applaus.

(Francesca Schmidt)